Rathenau

Das Gemälde „Rathenau“ ist eine atmosphärisch dichte, nächtliche Stadtansicht, in der sich Abstraktion und Erinnerung zu einem vielschichtigen Bildraum verdichten. Ausgangspunkt der Komposition ist der Blick auf eine urbane Szenerie bei Nacht – eine Häuserfront im Schatten, durchzogen von Lichtfenstern, fragmentarischen Fassaden und einem tiefdunklen Horizont. Über allem leuchtet ein heller, fast überstrahlender **Mond**, dessen Licht sich in einem fächerartigen Strahl über das Bild ausbreitet und eine geheimnisvolle, fast träumerische Stimmung erzeugt.

Die Architektur wird nicht im Detail erfasst, sondern in reduzierter, silhouettenhafter Form angedeutet. Die Gebäude erscheinen als dunkle Flächen, aus denen punktuell Licht hervordringt – als leuchtende Fenster, Reflexe oder Farbfelder in Türkis, Blau, Ocker und Weiß. Diese kleinen Lichtquellen verleihen dem Bild Lebendigkeit und erzeugen zugleich ein Gefühl von Vereinzelung und Stille.

Die Malweise ist expressiv und vielschichtig: Tiefes Schwarz und Dunkelgrün bilden den Grundton, über den sich leuchtende Farbakzente und lasierende Überlagerungen legen. Strukturelle Verdichtungen und malerische Auflösungen wechseln sich ab, wodurch das Bild zwischen Gegenständlichkeit und Auflösung zu schweben scheint.

„Rathenau“ wirkt wie eine visuelle Erinnerung – nicht an einen bestimmten Moment, sondern an ein Gefühl: das nächtliche Beobachten, das stille Leuchten hinter Fenstern, die Präsenz von Leben im Verborgenen. Das Werk spricht von Urbanität, Vergänglichkeit und dem flüchtigen Zusammenspiel von Licht und Dunkelheit. Es ist ein Bild innerer Sammlung – ruhig, wach, durchdrungen von einem feinen Hauch Melancholie.